Als Willi Wagner gestern um kurz nach 19 Uhr seine Jungs in "Otto-Rehhagel-Manier" per Pfiff um sich versammelte, begann für den SC Waldgirmes das zweite Unternehmen Fußball-Oberliga Hessen. Mit der 75-minütigen Einheit läuft für den Aufsteiger der Countdown für den Saisonstart, der die Lahnauer mit starken Gegnern zusammenführt.
"Für unsere Fans ist so ein Auftaktprogramm natürlich ideal. Wir haben attraktive Konkurrenten, angefangen mit Eschborn. Für mich als Trainer ist dieser Start eher schwierig", so Willi Wagner, der beim lockeren Aufgalopp auf einige seiner Stammkräfte verzichten musste. Während 19 Akteure der ersten Mannschaft das erste Training gestern in Spielformen und Lockerungs- bzw. Laufübungen nutzten, fehlten Christian Krieger, Patrick Weisert und Frank Dapper. "Krieger droht eine Meniskusoperation, Weisert baut und steht zurzeit nicht zur Verfügung und Dapper hat nach wie vor Knieprobleme", hakt Wagner den Einsatz dieses Trios für den Saisonstart Anfang August ab. Dagegen wird Fabio Eidelwein, der gestern ebenfalls noch angeschlagen pausieren musste, in "ein bis zwei Wochen wieder fit sein", wie der Neuzugang aus Stadtallendorf bestätigte.
Die u.a. mit Eidelwein verstärkte Offensive soll nicht nur Willi Wagner in der Oberliga-Saison Freude machen. "Neben Fabio haben wir einen Uwe Dahlhoff und einen Steven Hassler dazu bekommen. Außerdem setze ich auf Özcan Siner und Dominik Stroh-Engel", weiß der Waldgirmeser Trainer um die Qualitäten des SCW-Angriffs. Aufgrund der Ausfälle von Krieger und Weisert drückt den Aufsteiger eher in der Verteidigung der Schuh. "Wenn wir noch jemanden gebrauchen könnten, dann in der Abwehr. Auf alle Fälle brauchen wir im Defensivbereich neue Ideen oder vielleicht auch ein neues Spielsystem", will Wagner die kommenden Vorbereitungswochen vor allem zur "Mannschaftsfindung" nutzen. "Ich setze dabei auf ein Mischprogramm aus Fußball spielen und Konditionseinheiten", so der Gymnasiallehrer
Die Testspielserie der Waldgirmeser beginnt am Sonntag bei der SG Nauborn/Laufdorf, Anstoß in Laufdorf ist um 17 Uhr. Am 10. Juli heißt der Gegner RSV Würges, danach nehmen die Lahnauer am Wetzlarer Zürich-Cup (Gruppenspiele gegen Braunfels am 14. Juli und Burgsolms am 16. Juli) teil. Das eigene Jubiläumsturnier (ab 19. Juli u.a. gegen Aßlar) sowie das Kreispokalendspiel am 31. Juli beim FSV Braunfels II bilden den Abschluss des Testspielreigens, ehe es am 8. August zu Hause gegen Eschborn ernst wird für den SC Waldgirmes.
Name | Verein | Liga | (voraussichtliche) Position | |
Markus Bloß | Borussia Fulda | Oberliga | Abwehr | |
Cornelius "Junior" Hull | VfB Marburg | Oberliga | Abwehr/ Def. Mittelfeld | |
Uwe Dahlhoff | VfB Marburg | Oberliga | Sturm | |
Fabio Eidelwein | Eintracht Stadtallendorf | Landesliga | Sturm | |
Steven Hassler | Eintracht Wetzlar | Landesliga | Sturm | |
Alexander Schmidt | Eintracht Wetzlar | Landesliga | Mittelfeld | |
Haydar Kilic | Eintracht Lollar | Bezirksliga Süd | Off. Mittelfeld / Sturm | |
Waldemar Baum | A-Jugend Kickers Offenbach | A-Jugend-Bundesliga | Def. Mittelfeld / Abwehr | |
Mario Schappert | A-Jugend VfB Gießen | A-Jugend-Oberliga | ||
Mario Werner | A-Jugend VfB Gießen | A-Jugend-Oberliga | Torwart | |
Dazu kommen noch 4 Personen aus der eigenen A-Jugend, die dieses Jahr die Kreismeisterschaft gewinnen konnten! |
Auf Seiten der Abgänge aus der Ersten Mannschaft stehen "Meistertorschütze" Thorsten Schäfer (zu Eintracht Wetzlar), sowie Harry Freund (ebenfalls Eintracht Wetzlar) und der langjährige Torwart der Zweiten und auch Ersten Mannschaft des SCW Stephen Hoff (zum FC Burgsolms).
Während der laufenden Runde waren es verletzungsbedingt Bernd Vollmer, Ali Ülger (Wechsel nach Braunfels) und durch ein Auslandsstudium Timon Seibel.
Ihnen allen weiterhin viel Erfolg!
Wagner fordert noch "drei, vier gestandene Neuzugänge - sonst haben wir keine Chance"
Der direkte Wiederaufstieg in die Fußball-Oberliga stellt den SC Waldgirmes vor einen ganzen Haufen Probleme. Etwa die Hälfte der Spieler weiß noch nicht, wo sie nächstes Jahr spielen. Ganz im Gegensatz zu sieben Neuzugängen, die der Sportliche Leiter Frank Kirch gestern Abend (vermeldete: Steven Hassler und Alexander Schmidt kommen von Eintracht Wetzlar, Uwe Dahlhoff vom Liga-Rivalen VfB Marburg. Waldemar Baum (A-Jugend Kickers Offenbach), Mario Schappert und Torwart Mario Werner (beide A-Jugend VfB Gießen) sowie Halil Kilic von Eintracht Lollar heißen die weiteren Neuerwerbungen, die Trainer Willi Wagner aber noch nicht reichen: "Wir brauchen insgesamt mindestens drei oder vier gestandene Leute, um in der Oberliga überhaupt eine Chance zu haben", fordert der Coach.
Gebetsmühlenartig wiederholt der 52-Jährige bei jeder Gelegenheit, dass seine Elf zwar eine "gute, aber keine herausragende Landesliga-Mannschaft" gewesen sei und spricht daher auch von einem "glücklichen Titelgewinn. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir beim Hit in Stadtallendorf und auch am letzten Spieltag in Wetzlar sehr viel Glück hatten." Nach der ersten Saisonniederlage im 26. Durchgang, als der SCW beim RSV Würges 1:2 unterlag, war der Vorsprung von fünf auf zwei Punkte zusammengeschmolzen. "Da war klar, dass wir alles gewinnen müssen", so Wagner, der erst nach der Winterpause das Saisonziel von "oben mitspielen" auf "zurück in die Oberliga" änderte. "Eigentlich sollte ich die Mannschaft verjüngen", sagt der Übungsleiter. "Das ist uns auch teilweise gelungen." Talente wie André Weinecker und Dominik Stroh-Engel haben den Weg in die Startformation gefunden. "Beide werden aber sehen, dass eine Klasse höher ein sehr rauher Wind weht", sieht Wagner seine Youngster noch nicht als uneingeschränkt Oberliga-tauglich.
Geld eingespart
Mit Steven Hassler (Eintracht Wetzlar) scheint endlich ein Ersatz für den schmerzlich vermissten Bernd Vollmer (Karriereende) gefunden. "Wir haben gute Chancen", beschreibt Wagner den derzeitigen Stand der Verhandlungen. Doch die Suche geht weiter. "Ich brauche Leute, die sich steigern und sich dem höheren Tempo der Oberliga schnell anpassen. Wir haben durch die Abgänge von Ali Ülger, Bernd Vollmer und Timon Seibel Geld eingespart, das wir investieren können." In ihrer ersten Oberliga-Saison bezahlten die Lahnauer Lehrgeld. "Wir sind diesmal aber einen Schritt weiter", glaubt der Coach. "Der Verein hatte damals die Klasse unterschätzt. Daraus haben wir aber wichtige Erkenntnisse gezogen. Nur mit gestandenen Spieler geht es eben nicht. Daher werden wir weiter verjüngen."
Für die Defensive wird zwar auch ein Mann gesucht, doch bildete die Abwehr um Klassetorwart Jörg Kässmann in der abgelaufenen Runde das Prunkstück des frisch gebackenen Meisters. Dass Wagner im Umfeld teilweise Angsthasen-Fußball vorgeworfen wird, lässt den Ex-Profi kalt. "Die Mannschaft gibt Offensivfußball wirklich nicht her. Sie ist eher auf Reagieren programmiert. Eine andere Spielweise lässt der Kader gar nicht zu. Dabei bin ich eigentlich jemand, der Offensivfußball liebt", verteidigt sich Wagner. "Ich kann einen Kai Frenz nicht zum Mittelstürmer umfunktionieren und Thorsten Dinkel wird kein Flügelflitzer mehr. Dazu kam, dass wir mit Ali Ülger und Bernd Vollmer gerade in der Offensive merklich an Potenzial verloren haben."
Wer am 1. Juli zum Trainingsauftakt zur Verfügung steht, ist noch unklar. Die "fieberhafte Suche" (Wagner) läuft. Der Trainer selbst beteiligt sich nicht an den Vertragsgesprächen, sondern sucht etwas Abstand. "Es war die vielleicht anstrengendste Saison meines Lebens. Ich brauche jetzt erst einmal eine Pause", meinte Wagner - noch gezeichnet von der Meisterfeier, die bis gestern morgen um sechs Uhr im Sportheim der Lahnauer tobte. "Den Rest überlasse ich der Sportlichen Leitung. Die muss jetzt aktiv werden."